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Immuntherapie – was ist das?

Die meisten Immuntherapien zeigen – verglichen mit Chemotherapien – deutlich seltener Nebenwirkungen. Damit können sie oft längerfristig verabreicht werden, z.B. als „Erhaltungstherapie“ nach erfolgreicher Tumorverkleinerung. Manche Tumorarten in fortgeschrittenen Stadien sind erst seit Einführung der Immuntherapien überhaupt erfolgreich zu behandeln. 

Die Nutzung dieser modernen zielgerichteten Therapieverfahren – oft auch in Kombination mit einer einleitenden Chemotherapie – hat die Behandlungserfolge für viele häufige Tumorarten erheblich verbessert (z.B. Lungenkrebs, maligne Lymphome, Darmkrebs, aggressiver Brustkrebs…).Der Begriff „Immuntherapie“ wird unterschiedlich benutzt. Manchmal werden darunter alle Antikörpertherapien verstanden, weil Antikörper normalerweise von Immunzellen produziert werden. Dabei gibt es aber auch z.B. Antikörper, die sich gegen Gefäßneubildung richten, um den Tumor „auszuhungern“ (Angiogenesehemmer). Das ist keine Immuntherapie im engeren Sinne. Immuntherapie im engeren Sinne greift in Abläufe unseres Immunsystems ein mit dem Ziel, dass das eigene Abwehrsystem sich wieder gegen die Tumorzellen richtet. Normalerweise ist unser Immunsystem nämlich sehr erfolgreich, entartete Zellen zu erkennen und zu beseitigen. Das geschieht in jedem Gesunden in jeder Minute. Manche Tumorzellen schaffen es jedoch, sich vor den Abwehrzellen zu tarnen oder diese abzuschalten.

Hier setzten die verschiedenen Formen der Immuntherapie an: 

  • Antikörper markieren bestimmte Oberflächenstrukturen, die auf den Tumorzellen vorkommen. Damit können Fresszellen dann die erkannten bösartigen Zellen zerstören (z.B. CD-20-Antikörper, CD38-Antikörper).
  • Checkpointinhibitoren verhindern das Abschalten der Abwehrzellen durch die Tumorzellen. Damit funktioniert die Abwehr wieder besser (Beispiele sind PD1-/PDL1-Hemmer oder CTLA4-Hemmer).
  • Impfungen (Vakzinierung) präsentieren dem Abwehrsystem bestimmte Oberflächenstrukturen der Tumorzellen. So lernt das Immunsystem, die kranken Zellen anzugreifen wie sonst körperfremde Krankheitserreger (Protein/Peptidimfstoffe oder RNA-/DNA-Impfstoffe). Dieser Ansatz wird intensiv beforscht, spielt im Alltag jedoch noch kaum eine Rolle. 
  • Aufwändiger und speziellen Situationen vorbehalten sind Immuntherapien, die bestimmte Zellen des Patienten entnehmen und diese so verändern, dass sie aktiv gegen Tumorzellen werden.

Nach einer Vermehrungsphase werden die Zellen dann dem Patienten wieder infundiert (z.B. adoptiver T-Zell-Transfer, CAR-T-Zell-Therapie). Der hohe Aufwand schlägt sich hier in immensen Kosten nieder. Die starken Nebenwirkungen können inzwischen besser behandelt werden.

Eine Sonderstellung nehmen Antikörperkonjugate ein. Hier werden die Antikörper wieder zum Erkennen bestimmter Oberflächenstrukturen der bösartigen Zellen genutzt. Im Schlepptau („Konjugat“ bedeutet „mit etwas verbunden“) bringen sie damit Giftstoffe gezielt zu den Tumorzellen, manchmal auch radioaktive Stoffe, die dann Zellen im unmittelbaren Umfeld zerstören.

Im Aufklärungsgespräch erläutern wir Ihnen gerne, wie Ihre Therapie funktioniert und klären Fragen.

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