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Ketodiät gegen Krebs?

1924 beobachtete der Biochemiker und Arzt Otto Warburg, dass Tumorzellen im Gegensatz zu normalen Zellen ihre Energie überwiegend aus Zuckerverbrennung (Glykolyse) und anschließender anaerober Milchsäuregärung gewinnen.

Diese als „Warburg-Effekt“ bezeichnete Beobachtung verleitete zu der Hypothese, dass durch kohlehydratarme, „ketogene“ Diät womöglich das Wachstum von Tumorzellen verlangsamt werden könnte.

2017 wurden die verfügbaren Fallberichte/-serien sowie Studienergebnisse an insgesamt 330 Patienten systematisch bewertet: Nur wenige Teilnehmer konnten die schwierige Diät für einen kurzen Zeitraum durchhalten. Auf das Tumorwachstum hatte die Diät keinen Einfluss (vgl. Erickson 2017).

Inzwischen wissen wir, dass die erhöhte Glykolyse Folge der Tumorentartung von Krebszellen ist und nicht die Ursache. Im Tierexperiment wird nur bei starkem Gewichtsverlust das Tumorwachstum kurzzeitig gehemmt – danach wachsen die Tumorzellen sogar schneller. Außerdem wurde im Labor nachgewiesen, dass auch Tumorzellen Ketonkörper (die bei dieser Diät vermehrt entstehen) zur Energiegewinnung nutzen können.

Fazit: Eine kohlehydratarme oder gar ketogene (weitgehender Verzicht auf Kohlehydrate) Diät ist schwer durchführbar und zeigt keinen Nutzen für Tumorpatienten. Im Gegenteil: Es kann zu Gewichtsverlust (ungünstig), Appetitmangel, Übelkeit, Übersäuerung (Azidose) und Mangel an Nährstoffen kommen. Fachgesellschaften raten deshalb von der nutzlosen Diät ab.


Hinweis: Die Infoblätter werden gewissenhaft recherchiert, ersetzen aber keine ärztliche Beratung.

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